Hier nun der 2. Teil des Outfit übergreifenden Angriffs auf Indar. Ein dritter Teil wird auf jeden Fall noch folgen und wird zeigen, wie eine gute Zusammenarbeit in einem Outfit funktionieren kann.
Es ist eine lange Fahrzeugkolonne, die sich langsam Richtung Süden in Marsch setzt. Mehr als ein Dutzend Panzer und Sunderer mit dem Löwensymbol Thelyn Ennors, begleitet von einem halben Dutzend Moskitos. Diese Menge ist aber nichts im Vergleich zu dem, was noch am Warpgate steht. Wieder einmal scheint ein heilloses Durcheinander zu herrschen, obwohl man eine gewisse Symmetrie erkennen kann, wenn man weiß wonach man schauen muss. Der Lärm ist Ohrenbetäubend. Sergeants rufen ihre Männer zusammen, Soldaten steigen in ihre Fahrzeuge und Jäger und Bomber starten im Hintergrund zu einem Einsatz. Die Schulterembleme der 208. und der 501. terranischen Einheiten sind eindeutig in der Überzahl. Ab und zu sieht man vereinzelt dazwischen noch ein Mitglied vom Outfit ICE oder EDT. Die Abmarschzeiten unserer Einheit mit diesen anderen Einheiten sollte eigentlich synchronisiert gewesen sein, aber irgendwie scheinen sie es nicht geschafft zu haben rechtzeitig ihre Aufmarschzone zu erreichen. Durch meine gesammelten Erfahrungen der letzten Wochen habe ich heute zum ersten Mal den Befehl über meinen eigenen Prowler Panzer erhalten. Ich gehöre zur 3. Panzergruppe des 1. Platoons der Armored Assault Division unter dem Kommando von LtCmdr Nereshad. Corporal Erik Lindquist ist mein Beifahrer am Bordgeschütz. Er ist ein neuzuversetzter Soldat in unserer Einheit. Während der ersten Minuten unserer Fahrt höre ich über das Bordinterkom, wie er zum wiederholten Male die Vulcan-Schnellfeuerkanone überprüft. Er scheint etwas nervös zu sein und erinnert mich somit an mich selber, als ich den ersten Einsatz mit Thelyn Ennor gefahren bin.
„Erik?“
„Jawohl, Sir?“
„War die Kanone bei der ersten Überprüfung in Ordnung?“
„Natürlich, Sir.“ Ich meine einen etwas verletzten Unterton in seiner Stimme zu vernehmen, als ob diese Frage ein persönlicher Angriff auf ihn gewesen ist. „Ich habe sie sofort nach Erhalt des Panzers überprüft.“
„Und warum prüfen sie die Vulcan jetzt zum vierten Mal?“
Stille antwortet mir über das Interkom auf meine Frage und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Entschuldigung Sir. Ich bin wohl etwas nervös.“
„Kein Problem. Wenn sie das jetzt schon selber erkannt haben ist es wohl nicht schwer gegen das Gefühl anzukämpfen. Außerdem kommen wir in ein paar Minuten im umkämpften Gebiet an und dann wollen wir nicht auf einen Gegner treffen, während sie gerade wieder einmal die Vulcan überprüfen, oder?“
„Nein Sir“, antwortet er kleinlaut.
„Kommandant an alle, zur Lage.“ Werden wir in unserem Gespräch durch das Einheits-Interkom unterbrochen. „Unser Ziel ist das Storage Valley Yard. Alle anderen Ziele, einschließlich des Rashnu Biolabs sind schon im Laufe der vergangenen Stunden erobert worden. Das 1. Platoon wird deshalb unverzüglich zum südlichen Außenposten des Biolabs vorstossen und dieses sichern. Nach Sicherung des südlichen Außenpostens wird das 1. selbständig, wie geplant, gegen das Storage Valley Yard vorgehen und dieses erobern. Das 2. Platoon wird sich unter meiner Leitung beim Crimson Bluff Tower abspalten und von dort in Richtung Zurvan Amp Station vorstoßen und die dortigen Anlagen vom Gegner säubern. Die Moskitoaufklärung meldet keine Einheiten in ihrer Stoßrichtung. Viel Glück und Gute Jagd. Skarok, Out.“
Ab jetzt war das 1. Platoon auf sich alleine gestellt, aber zumindest war die Meldung fehlender Feinde in unserer Vormarschrichtung ein Segen. Mit ungefähr 50km/h unterfuhren wir das Biolab, unsere Panzer wirbeln eine Menge Staub dabei auf, sodass die meisten Fahrer, wie ich auch, mit der eingebauten Infrarotsicht unterwegs sind. Das Grünlicht dieser Ansicht ist etwas Gewöhnungsbedürftig, hat sich aber schon recht häufig als nützlich erwiesen. Staub und Rauch sind damit kein Hindernis mehr und gerade die Lichtverhältnisse auf Esamir oder die totale Dunkelheit einer Nacht lassen uns Panzerfahrer dankbar sein, diese Infrarotsicht zu haben. Auch das Metall von Minen ist damit eindeutig besser zu erkennen und hat mir schon einige Male das Leben gerettet.
„Infanterie meldet keine Feinde am südlichen Außenposten. Platoon geht zum Angriff über auf das Storage Valley Yard. Panzer Marsch.“ Kommt der Befehl von LtrCmdr Xell, der heute den gepanzerten Arm Thelyn Ennors befehligt.
Auf der Hügelkuppe zwischen dem Biolab und dem Yard geht unsere Panzerkolonne in die Linienformation über und stürmt mit über 70 km/h die steile Abfahrt hinunter in Richtung unseres Ziels. Über das Bordinterkom höre ich das „Yiehaaw“ meines Bordschützen, der sichtlich Spass an unserer Vormarschgeschwindigkeit hat. Man kann jetzt schon unser Ziel sehen. In die Schlucht, in die wir nun eintauchen, geschützt in einer Biegung und umgeben von einigen größeren Felsformationen liegen die unterschiedlichen Gebäude der Anlage. Über uns donnern gerade zwei Rotten Moskitos zum Angriff auf die Anlage. Die Bodenangriffsraketen der ersten Rotte lassen das Storage Valley Yard bei ihren Einschlägen erzittern, während die zweite Rotte die Nahsicherung und Aufklärung übernommen hat. Unsere Infanterie wird nah am Zentrum der Anlage herausgelassen, was auf wenig bis keinen Feindkontakt hindeutet. Die Panzer unseres Platoons gehen hingegen, wie bei der Lagebesrechung befohlen, in die Stellungen der 1. Verteidigungslinie. In 400 bis 500 Metern Entfernung kann ich das Schimmern des Schutzschildes erkennen, welches das New Conglomerate Warpgate schützt. Feindliche Truppen kann ich aber noch nicht ausmachen, obwohl meine Stellung an der linken Flanke, die Nahgelegenste zum Feind ist.
„Anlage gesichert. Gehen in Verteidigungstellung“, kommt über Interkom die Meldung der Infanterie. Auch die einzelnen Panzergruppen melden die Einnahme ihrer Verteidigungspositionen an ihre jeweiligen Squadleader, die dies wiederum an das Platoonkommando weiter geben.
„Feindliche Truppen vom Warpgate unterwegs. Zusammensetzung: Ein Vanguard, ein Lightning und ein paar Infanteristen.“ Kann ich nach einigen Minuten Wartezeit vermelden.
„Verstanden. Angriff nach eigenem ermessen. Ich melde Sichtung weiter.“ Antwortet mir LtCmdr Nereshad über Interkom.
Im meinem Zielgerät taucht der schwere Vanguard Panzer auf, der ob seiner 150mm Kanone und seiner schweren Panzerung bei jedem Panzerfahrer respektiert, wenn nicht sogar gefürchtet ist. Aber ein einzelner Vanguard braucht uns in der jetzigen Lage nicht wirklich Sorge bereiten. Fast zeitgleich mit dem Donnern meiner beiden 120mm Geschütze eröffnen die anderen beiden Panzer der 3. Panzergruppe das Feuer und der Lightning und der Vanguard explodieren in Sekunden, ohne die Möglichkeit gehabt zu haben auch nur einen Schuß abzugeben. Im Panzer ist das Donnern der eigenen Kanone nur als dumpfer Schlag zu vernehmen, aber der Geruch in der Luft wird vom Schwefel, der ausgeworfenen Granatenhülsen, beherrscht. Auch die angreifende Infanterie hat keine Chance sich auch nur auf 100m Entfernung an unsere Prowler heranzukommen. Das Allround-HEAT Geschütz unserer Prowler ist zwar nicht so gut wie das AP-Geschütz zum Panzer vernichten oder das HE-Geschütz zur Infanteriebekämpfung, aber es eindeutig die beste Wahl, wenn es darum geht Feinde zu bekämpfen dessen Truppenzusammensetzung man nicht im vorhinein kennt. Da dies in den meisten Fällen so ist, gilt auch der Allgemeinbefehl bei Einsätzen der gesamten Einheit, dass die Prowlerpanzer mit einer HEAT Kanone ausgestattet sein müssen. Der erste Angriffsversuch der NC ist somit zerschlagen worden, bevor sie auch nur einen Schuß abgeben konnten.
Nach einer weiteren Wartezeit von mehreren Minuten konnte ich einen neuen Angriffsverband melden.
„Weitere Truppen sammeln sich direkt hinter dem Schild. Geschätzte Zusammenstellung bisher ca. ein halbes Dutzend Panzer. Infanteriestärke ist auf diese Entfernung und dem Schutzschildflackern nicht abzuschätzen. Außerdem kann ich mehrere Reaver und einen Liberator sehen.“ Natürlich konnte ich nicht sicher sein, dass die Flugeinheiten uns angreifen würden, aber „better safe, then sorry“, wie ein altes Sprichwort sagt. Auch hier bekomme ich eine Bestätigung von Nereshad und den Befehl nach eigenem Ermessen das Feuer zu eröffnen, wenn der Feind den Schutz des Schildes verlässt und in Reichweite kommt.
„Die anderen TR Outfits beginnen nun mit ihrem Angriff.“ Kommt die Meldung über den Befehlskanal des Platoonleaders.
„Jetzt erst ? “ ,fragt der Kommandant der 2. Panzergruppe.
„Ich habe auch keine Ahnung, was die bis jetzt getrieben haben. Ich weiß nur, dass solange sie ihr Zielgebiet noch nicht erreicht haben, der nötige Druck von anderer Seite auf die NC fehlt und somit die meisten NC Truppen für einen Angriff auf uns zur Verfügung stehen. Machen sie sich also auf weit stärkere Gegenwehr gefasst als ursprünglich geplant. Der einizige Vorteil den diese Planänderung für uns mitbringt ist, dass die Lufteinheiten der 208. im Moment nichts zu tun haben und uns der Großteil von denen für den nächsten zu erwartenden feindlichen Angriff zur Verfügung steht. Es sind zur Verstärkung sechs Rotten Moskitos und drei Liberatorbomber unterwegs und werden in wenigen Minuten eintreffen.“ Antwortet LtCmdr Arwald wieder über den Befehlskanal.
„Na Halleluja.“ Höre ich über das Bordinterkom von Erik, während er seine Vulcan durchlädt. „Dann können wir uns ja auf einiges gefasst machen.“
Ich lächle wegen dieser Voraussage und kann dieser nichts entgegen setzen. „Feind geht zum Angriff über. Fünf Vanguards, drei Lightnings, ein Sunderer und ein Haufen Infanterie.“ Melde ich wieder von meiner vorgeschobenen Beobachterposition, während ein Feuerteam unserer Infanterie in der sich vor mir befindlichen Felsformation Deckung sucht. „Panzer 8 erföffnet das Feuer.“ Weitere Meldungen anderer Panzer gehen ebenfalls ein und unter dem kombinierten Feuer der Panzergruppen 1 bis 3 explodieren zwei Lightnings und ein Vanguard, die sich an der Spitze der feindlichen Angriffskolonne befanden. Auch die Raketenwerfer unserer Infanterie kommen nun zum Einsatz und man sieht über ein dutzend Raketen, die dem Feind entgegen fliegen. Ein weiterer Vanguard und der letzte Lightning vergehen im Feuer unserer Infanterie.
„Feindliche Flieger greifen an“ ,ertönt die Warnung in meinem Headset. Tatsächlich kann ich vier Reaver im Tiefflug erkennen, die unsere Stellungen beginnen mit Feuer zu überschütten. So plötzlich der Feindangriff begonnen hat, so plötzlich ist er auch zerschlagen und die Reste der überlebenden Feindinfanterie versucht sich zurück zu ziehen. Unbemerkt von uns Panzerfahrern hat die Luftunterstützung der 208. das Kampffeld erreicht und mit einem Mal das Feuer eröffnet. Die vier angreifenden Reaver wurden von dem mehr als einem dutzend eigener Moskitos quasi in der Luft zerrissen und die drei neu eingetroffenen Liberatorbomber haben die restlichen Fahrzeuge innerhalb von Sekunden zerstört und viele feindliche Infanteristen getötet.
„Hell yeah, das nenne ich mal eine Luftunterstützung. Wo kann ich mich eintragen, dass ich so etwas immer bekomme?“ Kommt die begeisterte Frage aus Panzer 6 über den Platoonkanal, was zu einem großen erleichternden Gelächter aller Mithörenden führt.
– Ende Teil 2 –
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